Aus "Die Weisheit der Vielen" von James Surowiecki

Auf einem Jahrmarkt in England fand an einem Stand ein Wettbewerb statt: Die Besucher sollten das Gewicht eines geschlachteten und ausgeweideten Ochsen schätzen. Um die 800 Menschen nahmen an diesem Wettbewerb teil, unter Anderen Experten, wie Metzger und Landwirte, aber auch dahergelaufene Jahrmarktbesucher, die mit Schlachtvieh nichts zu tun hatten. Der britische Statistikgelehrte Francis Galton beobachtete dieses Geschehen, schrieb alle Tipps des Publikums auf und stellte sie graphisch dar. Danach ordnete er die Schätzwerte aller Wettteilnehmer und mittelte das Ergebnis. Das errechnete Resultat war genauer als die Schätzungen der Mehrheit und auch genauer als die beste Einzelschätzung

Nun hatte Galton zweifellos erwartet, dass der gemittelte Schätzwert weit daneben liegen würde. Und es scheint ja zunächst auch durchaus plausibel: Die Mischung aus ein paar extrem kundigen Personen, etlichen mittelmäßigen und einem Haufen dumpfer Individuen müsste doch ein entsprechend unsinniges Ergebnis zeitigen. Aber Galton hatte sich geirrt. Denn die Ausstellungsbesucher hatten das Gewicht des geschlachteten ausgeweideten Ochsen auf 1197 [englische] Pfund geschätzt. Und nach Schlachtung und Ausweidung wog das Tier dann genau 1198 Pfund. Mit anderen Worten: Das Gruppenurteil traf fast haargenau ins Schwarze.


Seit diesem vielfach wiederholten Experiment ist kollektive Intelligenz als eine eigenständige Weisheit der Vielen bei Prognoseentscheidungen wissenschaftlich anerkannt.

Literaturempfehlung:      

Hier ein aktuelles wissenschaftliches Experiment der SWR-Wissenschaftssendung "odysso" zu kollektiver Intelligenz: ARD-Videobeitrag